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sasha

Aufgabe:


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»Ich bin kein Teppich-Typ«

Der Sänger Sasha wuchs mit Sozialhilfe auf. Seitdem träumt er vom eigenen Haus, mit einem Fußballplatz und einem Tonstudio im Garten
Mein Traum ist ziemlich spießig. Ich möchte ein eigenes Haus. Ich wünsche es mir sehr, weil wir nie eins hatten. Ich bin in Soest in Sozial- und Mietwohnungen aufgewachsen. Wenn ich als Teenager zu Besuch bei Freunden war, die in einem Haus lebten, habe ich sie immer beneidet. Gut, wenn ich mir die Häuser heute ansehe, fällt mir auf, dass sie nichts Besonderes waren, aber mich beeindruckte es, dass eine Familie ein ganzes Haus nur für sich hatte.
Meine Eltern waren geschieden, ich lebte mit meinem Bruder er ist vier Jahre jünger als ich und meiner Mutter in einer Wohnung aus den fünfziger Jahren. Bis zu meinem 15. Lebensjahr teilte ich mit meinem Bruder ein Zimmer. Dann zog meine Mutter ins Wohnzimmer und mein Bruder in ihr Zimmer. Mit uns beiden klappte es nicht mehr in einem Raum. Ich habe ihn immer verarscht, aber er war damals schon stärker als ich. Wir schliefen eine Zeit lang in einem Doppelstockbett, ich lag unten. Im Alter von vier Jahren war ich einmal vom oberen Bett hinuntergefallen und gegen den unteren Bettrahmen geknallt. Davon blieben Narben.
Als beengt empfand ich diese Wohnsituation nicht. Sie war nur nicht großzügig. Natürlich war es für meine Mutter nicht so toll, jeden Abend das Sofabett im Wohnzimmer auszuziehen. Ich begann damals meine Erfahrungen mit Mädchen und rauschhaften Zuständen zu machen, da passt kein Elfjähriger ins selbe Zimmer.
Meine Mutter hat uns vieles ermöglicht, obwohl wir nicht reich waren, wir lebten sogar einige Jahre lang von Sozialhilfe. In der Pubertät war das kein Zuckerschlecken. Die anderen Jungs trugen Markenkleidung, ich musste sehen, dass ich bei C&A etwas Passendes fand. Statt adidas trug ich Zwei-Streifen-Turnschuhe. Es war für meine Mutter unglaublich anstrengend, uns zu ernähren und auf unsere Wünsche einzugehen.
Von meinen ersten Erlösen habe ich ein Haus in Soest gekauft, in einer Wohnung lebt meine Mutter. Ich wollte, dass sie eine schöne Wohnung hat - das habe ich ihr unbedingt ermöglichen wollen. Jetzt könnte ich mir selbst ein Haus kaufen, aber ich will mir Zeit lassen. Früher dachte ich, wenn man ein Haus hat, hat man ausgesorgt. Wer ein Haus besaß, hatte Geld - zumindest mehr als wir. Der Traum, in den eigenen vier Wänden zu wohnen, in denen es einem gut geht, ist heute der Vorstellung von einem Traumhaus gewichen.
Das muss ich erst finden.
Es sollte vereinzelt stehen und groß sein, denn ich bin klaustrophobisch veranlagt. Einen Bungalow könnte ich mir ebenfalls vorstellen, vielleicht mit einer Terrasse auf dem Dach. Und die Atmosphäre der Umgebung muss mir gefallen. In Hamburg stimmt sie, da fühle ich mich wohl. Ich würde gerne in der Nähe des Wassers leben, es am besten auch noch sehen können. Mir ist egal, ob das ein See, ein Fluss oder das Meer ist. Wichtig ist, ich muss es riechen.
Am liebsten würde ich mitten im Grünen wohnen, ohne jeden Nachbarn, aber mit einem großen Garten. Er muss wild sein. Was da genau wächst, ist mir egal, nur ein Fußballplatz muss hineinpassen. Auch über die Einrichtung des Hauses mache ich mir wenig Gedanken. Gut, eine Geschirrspülmaschine wäre schön. Am besten wäre es, wenn auch noch jemand da wäre, der das Geschirr ein- und ausräumt. Ich mag offene Räume, wenn Wohnbereich, Esszimmer und Küche in einem Raum untergebracht sind. Möbel aus Holz sind super. Die Dielen sollten aus Holz sein, einem Material, das lebt. Ich bin kein Teppich-Typ. Mir gefällt es, über das Holz zu laufen.
Vielleicht kaufe ich aber auch ein altes Bauernhaus, in dem ich dann mit vielen Freunden lebe. Wir wären eine große Kommune, jede Familie sollte genügend Platz für sich haben. Auf jeden Fall muss mein Haus in der Nähe einer Stadt liegen, denn ein Eremit bin ich nicht.
Auf dem Grundstück sollte sich ein Studio befinden, vielleicht in einer alten Garage oder einem Gartenhaus. Dann könnte ich endlich mit Bela B. von den Ärzten eine Platte aufnehmen, bis jetzt hatten wir nie Zeit zusammenzuarbeiten. Er ist ein guter Typ. Er ist Rock'n Roll, ein netter Mensch und tolerant. Bis das mal klappt, sind wir wahrscheinlich schon Opas.

Aufgezeichnet von Ulf Lippitz
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ZEITmagazin LEBEN, 31.01.2008 Nr. 06

 
Univ.-Prof. Dipl.-Ing Sibille Wirtz, Diplom-/Bachelorthema, betreut im Sommersemester 2008
 
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