Architektur- und Ingenieurbüros
Der Beruf „Architekt“ in Italien
Will man in Italien als Architekt arbeiten, ist die Mitgliedschaft in der Architektenkammer Ordine degli Architetti gesetzliche Pflicht. Die Registrierung geschieht einerseits in das nationale Architektenregister (ALBO)1, andererseits ist eine Mitgliedschaft in der ansässigen Provinzkammer zu beantragen2. Dabei gibt es die unüberschaubare Anzahl von über 100 Kammern in den Provinzen3.
Die gesetzliche Grundlage für das Architekten- und Ingenieurregister ist das Dekret 382/19444 (letzte Änderung im Dekret 65/2000 zur Angleichung an EU-Recht5). Von den Bewerbern wird keine Berufserfahrung verlangt, auch sind keine verpflichtenden Weiterbildungsmaßnahmen vorgeschrieben. Der vorhandene Beruf- und Verhaltenskodex kann bei Missachtung zu Suspension und Ausschluss aus der Kammer führen. Die 62 Artikel des Berufskodexes (Norme die Deontologia professionale) sind in deutscher Übersetzung auf der Webseite der Provinzkammer Bozen veröffentlicht6. Auf nationaler Ebene werden die Provinzkammern vom Nationalrat - Consiglio Nazionale degli Architetti (CNA) vertreten.
Auch für Ingenieure gibt es eine gesetzliche Pflicht, sich bei selbständiger Berufsausübung oder angestellter Tätigkeit in einem Planungsbüro in das Ingenieurregister der Kammer Ordine degli Ingegneri einzutragen8. Auch die Ingenieurkammern (ebenfalls über 100 Provinzkammern) werden durch einen Nationalrat, den Consiglio Nazionale degli Ingegneri (CNI) vertreten9.
Die Architektenausbildung Italiens umfasst ein fünfjähriges Hochschulstudium und eine Staatsprüfung. Die Berufsbezeichnung Architetto ist durch das Gesetz - Nr.1395 vom 24.Juni 1923 und durch das Dekret 2537 von 23.Oktober 1925 gesetzlich geschützt10, ebenso wie die Berufsbezeichnung Ingegneri und die akademischen und beruflichen Titel. Die Planungsvorlageberechtigung schließt neben Architekten auch größtenteils Ingenieure ein. Nur für Projekte gemäß Gesetz 1089/1939 und 1492/1939 (alte Bauwerke, Restauration, Denkmalschutz, künstlersicher Charakter etc.) sind ausschließlich Architekten zugelassen.
Situation der Architekturbüros
In Italien sind über 99.000 Architekten in der Kammer eingetragen, dies entspricht einer der europaweit höchsten Architektendichten von ca. 1,73 ‰ . In Italien dominieren insgesamt sehr kleine Unternehmen mit durchschnittlich drei bis vier Beschäftigten. So verwundert es nicht, dass Italien mit 3.940.000 Unternehmen europaweit an der Spitze steht. Auch im Planungssektor überwiegen kleine und kleinste Unternehmensformen.
Das Leistungsspektrum umfasst hauptsächlich die Planungsphase, aber auch Bauüberwachungstätigkeiten werden von Architekten übernommen. Im Normalfall werden allerdings spezielle Bauleitungsbüros (die natürlich auch aus Architekten und Ingenieuren bestehen können) mit der Bauleitung beauftragt, so dass Architekten oft nur als Bindeglied zwischen Bauherr und Behörden im Bereich der Baugenehmigung fungieren.
Quellen:
1Vgl. http://www.ordinearchitetti.mi.it/quadro/albo.html, 23.05.04
2Übersicht über Provinzkammern unter http://www.informazionitecniche.it/elenchi/ordinia.htm, 23.05.04
3Vgl. Moore L.G., Die Berufsvertretung der Architekten in Italien, Deutsches Architektenblatt 05/1995
4Vgl. Architects in Italy, CNA, http://www.archiworld.it/archieuro/archieugb/dbitaly.html, 30.06.02
5Vgl. http://www.cnappc.it/default_de.asp, 04.05.04
6Vgl. Bestimmungen zum Berufsethos, Ordine Bolzano, http://www.bz.archiworld.it/organi/nordeo.html, 19.04.04
7Vgl. http://www.cnappc.it, 04.05.04
8Übersicht über die wichtigsten Provinzkammern unter http://www.informazionitecniche.it/elenchi/ordinii.htm, 23.05.04
9Vgl. V. Vorbeck/W. Oberlander, Ingenieure in Europa: Italien, Der Ingegnere hat eine gute Karrierechance, Deutsches Ingenieurblatt 06/1997 und Internetseite des CNI, http://www.tuttoingegnere.it/web/ENG, 23.05.04
10Vgl. http://www.archiworld.it/archieuro/archieugb/dbitaly.html, 04.05.04
vgl. Architects in Italy, http://www.coac.net/cgi-bin/java.cgi/INFitxes.class?taula=FITXES&accio=PSELECT&camp 1=2&camp2=61&ncamps=55&comptar=0, 27.05.04
vgl. M.Habersaat u.a., Die KMU in der Schweiz und in Europa, S.24. (Hrsg.)SECO, Bern, 02.07.02