Architektur- und Ingenieurbüros
Da es in Luxemburg keine
Ausbildungsmöglichkeit für Architekten und nur eine
Fachhochschule für Ingenieure gibt, wurden auch schon vor der
EU-Gründung Universitäts- und Hochschuldiplome anderer
europäischer Länder anerkannt.1 Die Architektenkammer in
Luxemburg2 (L´Ordre des Architectes et des Ingénieurs
Conseils de Luxembourg, OAI) wurde 1990 auf Grundlage des
Gesetzes vom 13. Dezember 1989 zur Organisation des
Berufsstands der Architekten und Ingenieure in Luxemburg
gegründet3. Die Organisation von Architekten und beratenden
Ingenieuren in einem gemeinsamen Berufsverband ist im
europäischen Vergleich ungewöhnlich. Eine obligatorische
Mitgliedschaft im Ordre existiert für alle Architekten und
beratenden Ingenieure, wenn sie freiberuflich in Luxemburg
tätig werden wollen4. Ebenso können Architekten und Ingenieure,
die Verantwortlichen oder Angestellten im privaten Sektor, die
sich mit der Erarbeitung von Entwürfen und mit Studien im
Bereich des luxemburgischen Bauwesens befassen, auf
freiwilliger Basis Mitglied werden. Der Charakter eines
Entwurfs (architektonisch/ technisch/ gemischt) entscheidet, ob
er von einem Architekten oder einem beratenden Ingenieur zu
erarbeiten ist. Innerhalb des Verbands besteht eine
Ausschreibungspflicht für die Bereiche Bauwesen,
Landschaftsgestaltung und Städtebau. Der Verband überwacht die
Einhaltung des Verhaltenskodex durch seine Mitglieder und
übernimmt im Streitfall eine Vermittlerrolle zwischen den
Mitgliedern des Verbands und deren Kunden.
Für die Anerkennung eines Architekturdiploms muss dieses im
Diplomregister des Nationalen Bildungsministeriums eingetragen
sein. Der Schutz des Titels des Architekten ist im Gesetz vom
13. Juni 1963 geregelt, das Gesetz vom 28. Dezember 1988
reglementiert die Berufsausübung des Architekten; im Gesetz vom
13. Dezember 1989 wird der Schutz der Berufsausübung von
Architekten und unabhängigen Ingenieuren festgelegt.5
Situation der Architekturbüros
Die ca. 600 eingetragenen Architekten in Luxemburg ergeben eine Architektendichte von 1,37‰ 6. Ähnlich wie in Deutschland entlang der HOAI geplant wird, wird die Arbeit der Architekten in Luxemburg in neun Leistungsphasen (phases distinctes) eingeteilt.
Die Phasen lauten:
1. Recherche de données de base du projet (Grundlagenermittlung)
2. Avant projet, conception et esquisses (Vorentwurf)
3. Projet, développement de la conception, étude du coût (Entwurf)
4. Demande d'autorisations (Genehmigungsplanung)
5. Etudes et plans détaillés des éléments de la construction (Ausführungsplanung)
6. Elaboration des cahiers des charges suivant corps de métiers (Vorbereiten der Vergabe)
7. Appels et appréciation des offres (Mitwirken bei der Vergabe)
8. Direction de l'exécution des travaux (Objektüberwachung)
9. Assistance à la réception des travaux (Objektbetreuung)
Quellen:
1Vgl. H. Hermann, Recht der Kammern und Verbände Freier Berufe, Baden-Baden 1996 S. 193
2Internet-Auftritt unter
http://www.oai.lu/content/oai/oai_home, 22.05.04
3Vgl. http://www.architectes.org/Rub_2/p241.htm, 22.04.02
4Vgl. Einschreibungsunterlagen unter
http://www.oai.lu/utils/images/948.doc, 22.05.04
5Vgl. http://www.oai.lu 22.05.04 und P. Hurt, Architekten
und beratende Ingenieure im Großherzogtum Luxemburg, Deutsches
Architektenblatt 04/1996
6Vgl. http://www.e-coac.org/home/english/fhomeitineraris.htm, 27.05.04