Architektur- und Ingenieurbüros

Ein Architekturstudium ist in Schweden an einer der drei technischen Universitäten (Stockholm, Göteborg und Lund) möglich und dauert 4 ½ Jahre.
Es gibt keine Architektenkammern oder Registrierungspflichten in Schweden, allerdings existieren mehrere Vereinigungen, in denen Architekten und Innenarchitekten in freiwilliger Mitgliedschaft organisiert sind.
Die beiden größten Vereinigungen sind die Architektengewerkschaft AF (Arkitekt Förbundet) mit ca. 7000 Mitgliedern1, die sich um Anstellungs- und Lohnbedingungen und die Rechtshilfe für kleinere Architekturbüros kümmert, und der Nationalverband Schwedischer Architekten SAR (Svenska Arkitekters Riksförbund) mit ca. 4500 Mitgliedern, der sein Hauptinteresse auf die architektonische Qualität legt. Für die Mitgliedschaft im SAR wird entweder ein Architekturdiplom und ein Jahr Berufserfahrung oder eine anderweitige Ausbildung mit mindestens zehnjähriger fachbezogener Berufserfahrung in Schweden benötigt2.
In Schweden kann jeder Qualifizierte und nicht Qualifizierte Architekturleistungen anbieten, da weder der Titel noch die Berufsausübung gesetzlich geschützt sind3. Daher bietet die Mitgliedschaft im SAR den einzigen Qualifikationsnachweis neben der akademischen Ausbildung. Der vom SAR geschützte Titel SAR-Architekt wird europaweit als Anerkennung für eine qualifizierte Architektenausbildung angesehen4. Mitglieder des SAR haben sich an die Vorschriften, ethischen Grundsätze und den Berufscodex des SAR zu halten, was bei Missachtung zu Disziplinarmaßnahmen führen kann. Die Anwendung solcher Maßnahmen ist aber kaum zu beobachten5.
Auch für Ingenieure gibt es Verbände, deren Mitgliedschaft eine gewisse Qualifikation beinhaltet. Im Bereich der Bauingenieur- und Architekturdienstleistung sind insgesamt rund 10.000 Ingenieure tätig.
Situation der Architekturbüros
Im Bereich der Architektur- und Baudienstleistungen gab es Anfang der neunziger Jahre über 28.000 Berufstätige, heute sind es nur noch ca. 22.000. Aufgrund der Freizügigkeit und Liberalität des schwedischen Planungsmarkts ist eine große Zahl kleiner Büros tätig. Die 50 größten Architekturbüros beschäftigen gerade mal 2.200 Personen 1. Da es kaum Reglementierungen im Planungsmarkt gibt, sind exakte statistische Aussagen zu Architekturbüros aufgrund der Dunkelziffer schwierig. Lediglich der Architektenverbund kann über Mitgliederstatistiken Aussagen treffen (s. Tab. 2).
Das Aufgabenfeld beschränkt sich bei Architekten im Wesentlichen auf die Erbringung von Planungsleistungen 2. Architekten werden entweder direkt vom Bauherrn oder durch den von ihm beauftragten Projektmanager ausgewählt.
Tab. 2: Arkitektförbundet, Mitgliederstatistik3
Abb. 4: Üversicht über Bürogrößen der Top 50 in Schweden4
Der traditionelle Planungs- und Bauablauf, bei dem der Bauherr einen Projektmanager und ein Bauunternehmen (weitere Verteilung an Subunternehmer) beauftragt, findet bei 75%-80% der Aufträge Anwendung. Erst bei größeren Bauvorhaben werden Design&Build-Verträge realisiert. Auch wenn nur 15-20% der Verträge in dieser Form durchgeführt werden, haben sie bezogen auf den Auftragswert einen Marktanteil von 40% 5. Auch Architekten oder Ingenieure sind als Projektmanager tätig, wenn sie sich durch Weiterbildung oder Eigeninitiative das Aufgabenfeld erschlossen haben. Weitere Berufsvarianten des Projektmanagers sind prime consultant, design leader oder site agent.
Die Projektphasen sind bei schwedischen Bauvorhaben (englische Übersetzung):
- Society and use planning
- Space and environmental planning
- Shape and construction planning
- Production planning
- Execution
Quellen:
1Vgl. Membership Statistics, Arkitektförbundet, http://www.arkitektforbundet.se/page.php3?id=1773, 30.07.02
2Vgl. E. Sedig, Architekten in Schweden, Deutsches Architektenblatt, DAB 10/1995
3Vgl. http://www.architectes.org/documents/vie-professionnelle/architecte-europe/europe3.htm#06, 23.05.04
4Vgl. D. Henseler, Planen und Bauen in Europa – Schweden, Seminararbeit an der TU Darmstadt WS 1999/2000
5vgl. Sedig, Architekten in Schweden, Deutsches Architektenblatt, DAB 10/95