Architektur- und Ingenieurbüros
Der Beruf „Architekt“ in Spanien
Nach Abschluss des Architekturstudiums an einer Technischen Hochschule ist die Aufnahme in die regional zuständige Architektenkammer Voraussetzung, um eine Zulassung als Architekt zu erhalten. Dazu muss auch eine Veranlagung zur Gewerbesteuer (Impuesto de Actividades Económicas) vorhanden sein.1 Berufserfahrung oder eine Aufnahmeprüfung werden allerdings nicht verlangt, ebenso wenig wie verpflichtende Weiterbildungsmaßnahmen nach Beitritt. Rechtlich gesehen sind die 18 Architektenkammern (Colegios de arquitectos)2 Körperschaften öffentlichen Rechts auf Basis des Kammergesetzes 2/1974 vom 13. Februar 1974. Jede regionale Architektenkammer entwickelt ihre eigene Ideologie und handelt weitestgehend eigenverantwortlich.3 Auf nationaler Ebene werden sie durch den Consejo superior de los colegios de arquitectos de Espana in Madrid vertreten4 . Die Kammer ist an der Erstellung der Studienpläne für die Hochschulen beteiligt5 und entscheidet über die Genehmigung einer Planung (Visado).
Speziell für Architekten gibt es weitere Institutionen wie die Asociación de Seguros Mutuos de Arquitectos Superiores (ASEMAS)6 als Versicherungsträger für Architekten, die Caja de Arquitectos als Kreditanstalt für Architekten oder die Hermandad Nacional de previsión social de arquitectos superiores (HNA) als allgemeiner Versicherungsträger für Architekten (Gesundheit, Rente, Berufsunfähigkeit etc.).
Auch Ingenieure, Ingenieurtechniker sowie technische Architekten müssen sich in die zuständigen regionalen Colegio Oficial de Ingenieros, Colegio Oficial de Ingeniero Técnicos oder Colegios Oficiales de Aparejadores y Arquitectos Técnicos einschreiben 7, wollen sie die Berufsbezeichnung Ingeniero, Ingeniero técnico oder Arquitecto técnico in Anspruch nehmen und den Beruf ausüben. Auch sie haben sich an den Berufs- und Verhaltenskodex - Código Deontológico der jeweiligen Kammer zu halten.
Der Architektentitel ist per Gesetz 14/90 vom 28.08.1989 geschützt, ebenso ist die Berufsausübung durch die Dekrete 2512/1997, 1081/1989, 155/1996, durch das Kammergesetz 2/1974 und das Baurecht (LOE) 38/1999 reglementiert. Das Planungsvorlagerecht und das Recht auf Berufsausübung erhalten nur die in der Colegios de Arquitectos registrierten Architekten8 .
In Spanien waren im Jahr 2000 32.628 Architekten gemeldet. Dies entspricht einer Architektendichte von 0,82 ‰ 9. Von den insgesamt ca. 200.000 Ingenieuren sind ca. 40% in Bauunternehmen beschäftigt, 55 % in Planungs- und Beratungsfirmen tätig und nur 5 % in staatlichem Dienst 10. Betrachtet man die Mitarbeiterzahlen spanischer Planer (s. Abb. 6.1.2.17), wird die Kleinteiligkeit des spanischen Planungsmarkts deutlich11 . 32,3% der Architekten und Ingenieure waren 1994 ohne Partner oder Angestellte tätig, dies sind mindestens doppelt so viel wie in jedem anderen westeuropäischen Staat. Über 80% der Planer haben weniger als 10 Angestellte. Damit spiegelt der spanische Planungsmarkt die allgemeine Struktur der Wirtschaft wider, die rund 2,5 Millionen privatwirtschaftliche spanische Unternehmen beinhaltet, welche im Durchschnitt fünf Angestellte haben12.
Rund 45% aller tätigen Architekten arbeitet im Großraum Madrid oder Barcelona, 30% der Architekten sind arbeitslos oder üben den Beruf nicht aus 14. Da laut Gesetz bei allen Bauvorhaben technisch qualifizierte Universitätsabsolventen beteiligt sein müssen, sind Architekten in allen Bereichen und Projektphasen anzutreffen, allerdings sind sie während der Ausführungsphase nach dem Baugesetz Ley de Ordenación de la Edificatión (LOE) 1999 zur Zusammenarbeit mit einem technischen Bauüberwachungsbüro (Arquitectos técnicos, Aparejadores) verpflichtet. Diese Kontrollbüros überwachen die Bauausführung und die technische Qualität. Bei kleinen Instandhaltungsprojekten sind auch Kontrollbüros zeichnungsberechtigt. Bauingenieure sind schwerpunktmäßig im Industrie- und Ingenieurbau anzutreffen. Ingenieros técnicos (peritos) übernehmen dabei wie ihre Architekturkollegen (Arquitectos técnicos ) oft die Baukontrolle.
Um die Qualität der technischen Kontrollbüros zu sichern, wurde ein staatliches Zertifizierungssystem eingeführt. Bereits 1998 waren mehr technische Architekten (insgesamt 33.55915 ) als klassische Kammerarchitekten im Planungsmarkt tätig. Da in Frankreich schon lange technische Kontrollbüros existieren, sind viele französische Unternehmen nach der Neuregelung in Spanien tätig geworden. Allmählich nimmt der Anteil spanischer Büros aber zu.
Quellen:
1Vgl. J. Kaiser-Wortmann, Architekt ohne Grenzen, 2. Teil: Spanien, Deutsches Architektenblatt 04/2001.
2Links zu allen regionalen Kammern unter http://www.arquinex.es, 22.05.04
3Vgl. I.L. Garcia, die spanischen Architektenkammern, Deutsches Architektenblatt 08/1995, die Normas deontológicas sind unter http://www.cscae.com/normativa%5Ftecnica , 22.05.04, im Volltext zu erhalten
4Internet-Auftritt unter http://www.cscae.com, 22.05.04
5Vgl. Studienpläne unter http://www.cscae.com/estad.html, 22.05.04
6Internet-Auftritt unter http://www.asemas.es, 22.05.04
7Vgl. Links zu allen Kammern unter http://www.coam.es/enlaces/institutiones/welcome.html, 26.05.04
8Vgl. Spain, COAC, http://www.coac.net/internacional/praprof_w.htm, 27.01.04
9Vgl. http://www.archieuro.archiworld.it, 27.05.04
10vgl. David C.,Hélène T., Ingéniere Publique en Espagne,S.31, Ecole Nationale de Travaux de l´état, Nov.2000, 05.07.02
11vgl. L´architecte en Europe - Italy, CNOA, http://www.architectes.org/Rub_2/p241.htm, 05.07.02
12vgl. David C.,Hélène T., Ingéniere Publique en Espagne, Ecole Nationale de Travaux de l´état, Nov.2000, 05.07.02
13vgl. Habersaat M., Die KMU in der Schweiz und in Europa, S.24. (Hrsg.)SECO, Bern, 02.07.02,
14vgl. R.Döhm, Impact of Enlargement […],S.213, Stand 1994, RWI-Essen (Hrsg.), November 2000
vgl. David C.,Hélène T., Ingéniere Publique en Espagne,S.31, Ecole Nationale de Travaux de l´état, Nov.2000, 05.07.02
15vgl. The profession of technical architect, Collegi d'Aparelladors i Arquitectes Tècnics de Barcelona, Barcelona http://www.apabcn.es/angles/professe/lap1e.htm, 27.05.04