..
Suche
Hinweise zum Einsatz der Google Suche
Personensuchezur unisono Personensuche
Veranstaltungssuchezur unisono Veranstaltungssuche
Katalog plus

Das Gedächtnis der Stadt. Documenta Archiv Kassel

Aus der Auslobungsbroschüre zum Xella WBW 2013_14

EINLEITUNG Der diesjährige Xella Wettbewerb für Architekturstudenten greift sowohl ein zentrales Thema, als auch einen zentralen Ort in Kassel auf: Mit dem documenta Archiv soll ein öffentliches Ausstellungs-, Veranstaltungs- und Forschungsgebäude entworfen werden, das während der fünfjährigen Abstinenz einer der weltweit bedeutendsten Kunstausstellungen für zeitgenössische Kunst der Stadt als Schauplatz eines permanenten Kunst- und Kulturaustausches dienen soll. Das gewählte Grundstück, direkt angrenzend an den Friedrichsplatz, einem der Mittelpunkte der documenta - mitten in der Innenstadt Kassels gelegen - steht beispielhaft für die städtebaulichen Fragestellungen einer Auseinandersetzung mit dem Erbe der Nachkriegsplanungen, wie sie sich in Kassel in besonderer Weise manifestieren. Hier soll eine zeitgenössische Antwort auf die Frage gefunden werden, wie sich in diesem Zusammenhang ein öffentliches Gebäude städtisch und architektonisch darstellen und dem Ort eine neue Kraft verleihen kann.

DOCUMENTA ARCHIV Dabei soll ein Haus konzipiert werden, das sich mit der Frage auseinandersetzt, in welcher Weise ein Archiv- und Ausstellungsgebäude heutzutage das Verhältnis von Sammeln und Ausstellen ausloten kann. Schaulager oder Schatztruhe - In welcher Form wird die Nutzung zum Ausdruck gebracht und in welchem Verhältnis steht dieser Ausdruck zur stadträumlichen Bedeutung des Grundstücks? Die seit 1961 angelegte umfangreiche Sammlung von Künstlernachlässen, Büchern, Ausstellungskatalogen, Filmen, Tonträgern – unterschiedlichem Material also das im Zusammenhang mit den Ausstellungen der documenta seit 1955 steht, bildet den programmatischen Hintergrund dazu.

STADT ALS ARCHIV Im gleichen Maße wie das documenta Archiv als das "Gedächtnis" der documenta und damit auch der jüngeren Geschichte der Stadt verstanden werden kann, bildet die bauliche Entwicklung Kassels das "Gedächtnis" des Wettbewerbgebiets. Die über tausendjährige Stadtgeschichte Kassels mit ihrer wechselhaften Entwicklung bis hin zur radikalen Negierung des historischen Stadtgrundrisses Mitte des letzten Jahrhunderts stellt ein umfangreiches Archiv an stadträumlichen Ideen, Leitbildern und Architekturen dar, dessen Spuren sich heute mehr oder weniger deutlich zeigen. Diese freizulegen und kritisch zu hinterfragen, Bestehendes sichtbar zumachen und mit dem Entwurf in neue, sinnvolle Beziehung zueinander zu setzen, um so einem heute als indifferentes Stück Stadtraum wahrgenommen Ort eine signifikante Bedeutung zu verleihen, ist Aufgabe des Wettbewerbs. 

ORT

BAUFELD Das Wettbewerbsgrundstück befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Friedrichsplatz, dem Mittelpunkt der fünfjährlich stattfindenden documenta und dem Karlsplatz, dem ehemaligen Zentrum der barocken Stadterweiterung der Kasseler Oberneustadt. Es wird, heute als Parkplatz genutzt, als ein Stück indifferenter Stadtraum wahrgenommen, dessen großes städtebauliches Potential insbesondere in einer Klärung des Straßenraums vor dem Karlsplatz mit Karlskirche und einer schlüssigen stadträumlichen Verbindung von Friedrichs- und Karlsplatz liegt.

GESCHICHTE DES ORTES Außerhalb der mittelalterlichen Befestigungsanlagen, westlich der Altstadt Kassels gelegen, wird der Bereich um das Wettbewerbsgrundstück erstmals Ende des 17. / Beginn des 18. Jh. planmäßig baulich erschlossen. Die barocke Neuanlage der sog. Oberneustadt durch den Festungsbaumeister Paul de Ry diente hugenottischen Glaubensflüchtlingen als Exulantenstadt. Die schachbrettartige Anlage aus je zwei sich kreuzenden Straßen bildete ein Feld von neun Karrees, wobei durch die Verbreiterung der Mitte des Straßenzugs der heutigen Wilhelmstrasse ein schmaler Platz entstand, in dessen Achse die Karlskirche gebaut wurde (1689-1706). Hinter der Kirche, zur Karlsstraße hin gewandt, befand sich der Marktplatz der Oberneustadt. Der westlich an den Karlsplatz angrenzende Bereich war öffentlichen Bauten vorbehalten: hier entstanden später das Messe- und das Rathaus, sowie das französische Hospital.
Nach Schleifung der Festungsanlagen um die Altstadt gegen Mitte des 18. Jh. eröffnete sich die Möglichkeit einer Ausdehnung der bis dahin eingegrenzten mittelalterlichen Altstadt und, damit einhergehend, einer baulich-räumlichen Verbindung von Alt- und Oberneustadt. Der mit der Planung eines städtebaulichen Gesamtkonzeptes beauftragte Architekt, Simon Louis du Ry (ein Nachkomme von Paul de Ry) entwickelte ein Stadtbaukonzept, bei dem durch die Anlage von drei repräsentativen Platzanlagen und dem Ausbau der Oberen Königstrasse, der Hauptstraße der Oberneustadt, (stadtseitiger Abschluss zum Friedrichsplatz) eine großzügige, funktionale Verbindung beider Stadtteile hergestellt wird. Im Zuge der Planung entstehen der Königsplatz im Nordwesten, der Paradeplatz im Süden sowie der Friedrichsplatz im Südwesten. Diese Platzanlagen werden später durch die Anlage des Wilhelmshöher Platz (heute Gebrüder Grimm Platz) ergänzt und zählen zu den bedeutendsten Stadtentwürfen jener Zeit. Ebenfalls in diese Zeit fällt die Erstellung des nach Versailler Vorbild konzipierten barocken Aueparks an der Fulda. 1769-76 entsteht am Friedrichsplatz, der Nahtstelle von Alt- und Oberneustadt das Fridericianum (Simon Louis de Ry), welches als Deutschlands erstes öffentliches Museen gilt und heute alle fünf Jahre zu einem der zentralen Ausstellungsorte der documenta wird.
Mit Anschluss der Stadt Kassel an das Eisenbahnnetz und dem Bau des Hauptbahnhofs nördlich des Wettbewerbsgrundstücks Mitte des 19. Jh., sowie der Annexion durch Preußen 1866 beginnt die industrielle Expansion Kassels und führt in der Folge zu einer eher planlosen Stadterweiterung im Norden zur Schaffung von Arbeiterquartieren. Die bedeutendste Stadterweiterung der Gründerzeit stellt die sog. Hohenzollernstadt dar. Das heute als "Vorderer Westen" benannte Quartier schließt westlich an das Wettbewerbsgrundstück an und geht zurück auf den großflächigen Terrainerwerb (ab 1869) des Kasseler Fabrikanten Siegmund Aschrott. Die großstädtisch dimensionierte Planung mit einem System aus parallelen Hauptachsen und diagonal verlaufenden Straßen, aufgelockert mit Plätzen und Parkanlagen, ermöglichte eine stadtplanerische homogene Erschließung des Kasseler Westens mit einem Angebot an vorwiegend gehobenem Wohnraum. Die Stadterweiterung in Richtung Westen veränderte die Sozialstruktur der Stadt nachhaltig: Das Bürgertum verließ mehrheitlich die Oberneustadt und die Altstadt, welche daraufhin zum Wohnquartier ärmerer Schichten wurde.
Das allgemeine wirtschaftliche Wachstum gegen Ende des 19. / Beginn d es 20. Jh. führte im Bereich des Wettbewerbsgrundstücks zu einer Reihe von Neubauten. Südöstlich der Oberneustadt wurde 1872 - 1877 nach Plänen von Heinrich von Dehn-Rotfelser die Gemäldegalerie (heute Neue Galerie) errichtet. Im Unmittelbarer Nachbarschaft zum Baufeld entstand nach Plänen des Architekten Karl Roth 1905 - 1909 der neobarocke Rathausneubau an der Königstraße, der in seinen Dimensionen das gesamte Karree westlich des Karlsplatzes einnimmt.
Die rasante industrielle und städtebauliche Entwicklung Kassels endet abrupt nach dem Ersten Weltkrieg. Die Ausrichtung Kassels als bedeutender Standort für die Rüstungsindustrie führte dazu, dass Arbeitslosigkeit und Wohnungselend besonders groß waren. Die stadtplanerischen Maßnahmen zu dieser Zeit beschäftigten sich im wesentlichen mit dem Neubau von Wohnungen zur Lösung des Wohnungsnotstands.
Nach dem Machtwechsel 1933 entstanden für die Stadt Kassel im vermeintlich luftkriegssicheren Zentralraum innerhalb kurzer Zeit Planungen, die sich für den Innenstadtbereich insbesondere auch mit der Ausweisung neuer Flächen für militärische Anlagen und Verkehrsplanungen beschäftigten. Die Ausrichtung Kassels als transkontinentaler Verkehrsknotenpunkt für Eisenbahn und Autobahn führte zum Durchbruch einer Schneise durch die Altstadt auf Grundlage eines konzipierten Stadtringsystems das später, nach dem Zweiten Weltkrieg, wieder aufgegriffen wurde. Nach Ernennung von Kassel zur Gauhauptstadt setzen die stadtplanerischen Konzepte in den frühen 1940er Jahren megalomanische Maßstäbe, wie z. B. durch die Planung eines Gauforums auf dem Weinberg südwestlich des Wettbewerbsgebiets, oder der Verbreiterung der Wilhelmshöher Allee - der 1767-1778 angelegten, augenfälligen Hauptachse der Stadt, welche westlich des Wettbewerbsgebiets am heutigen Brüder-Grimm-Platz beginnend, bis zum Bergpark Wilhelmshöhe führt. Von diesen unter der Prämisse einer losen Gliederung der städtischen Besiedlung, der Berücksichtigung von Verkehr und Luftschutz, sowie industriellen Wachstums entwickelten Planungen wurde kaum eine umgesetzt. Die Bombardierungen Kassels im zweiten Weltkrieg führten ab 1942 zu einer großflächigen Zerstörung der Bausubstanz, vor allem auch in der Oberneustadt sowie der Altstadt mit ihrer historischen Fachwerkbebauung Der Zerstörungsgrad wuchs von knapp 45% im Jahre 1944 auf einen Zerstörungsgrad von knapp 78% im Jahre 1947. Damit war Kassel eine der am stärksten im Krieg zerstörten Städte in Deutschland überhaupt - die Bebauung im unmittelbaren Bereich des Wettbewerbsgrundstück, mit Ausnahme der Grundmauern der Karlskirche sowie des Rathauses, war fast ausnahmslos vollständig zerstört.
Die ersten Vorschläge zum Wiederaufbau Kassels in der Nachkriegszeit knüpften auf Grund personeller Kontinuität in den Planungsinstanzen an die Entwürfe der 1940er Jahre an. Die unmittelbar nach Kriegsende, im Frühjahr 1946 gezeigte Ausstellung "Kassel baut auf" präsentierte ausschließlich bereits während des Krieges konzipierte Wiederaufbauplanungen, die auf Grundlage der Planungsvorgaben der Verkehrsoptimierung und des Luftschutzes eine lockere, stadtlandschaftliche Anordnung der Bebauung vorschlugen, welche mit Elementen der Gauhauptstadtplanung kombiniert wurde. Der vollzogene Paradigmenwechsel einer Loslösung vom historischen Stadtgrundriss zeigte sich auch in dem 1947 ausgelobten Wettbewerb zum Wiederaufbau, bei dem mit Ausnahme einiger historischer Bauwerke, u.a. auch der Karlskirche, das gesamte Stadtgefüge im Prinzip zur Disposition stand.
Mitte der 1950er Jahre beginnt der Aufbau auf Grundlage der Entwürfe des städtischen Planungsamtes. Der großen Bedeutung der verkehrsplanerischen Aspekte entsprechend wird ein Ringstraßensystem angelegt, das die Gestalt der Altstadt nachhaltig verändert. Im Bereich des Wettbewerbgebiets wird durch die Neuanlage der Frankfurter Straße südlich der Karlskirche und durch die Verbreiterung der Fünffensterstraße westlich des Rathauses die Oberneustadt durchtrennt und erfährt dadurch eine starke stadträumliche Zäsur. Zwar wird im Bebauungsplan von 1953 im direkten Umgriff des Wettbewerbsgrundstücks eine Blockrandbebauung auf historischen Stadtgrundriss vorgesehen, so ist diese aber gemäß den Anforderungen des Städtebaus nach Auflockerungen in einer weitaus geringeren Dichte geplant. Dies gilt im noch größeren Maße für die Bereiche der Altstadt, wo die zulässige Bauhöhe auf drei Geschosse reduziert wurde und die Straßenzüge und Blockecken aufzulösen waren. Dies führte zu einer Suburbanisierung der Altstadt, die bewusst nicht mehr auf die urbane Dichte der Vorkriegsbebauung verweisen sollte. Die Bebauung der Oberneustadt bliebt in der ersten Phase des Wiederaufbau aus. Die in der zweiten Phase realisierten Bauprojekte wie die z. B. Rathauserweiterung und der Parkpalettenbau führten dann zu einer endgültigen Abkehr vom historischen Stadtgrundriss: Der ehemals durchgängige Straßenzug vom Friedrich- über den Karlsplatz mit Karlskirche (Wiederaufbau 1954-1957) bis zur Fünffensterstraße wurde durch die Rathauserweiterung durchtrennt, der geschlossenen Straßenraum der oberen Karlsstraße wird in seiner ursprünglichen Form nicht wieder hergestellt.
Weitere größere Baumaßnahmen im Bereich des Wettbewerbsgrundstücks bleiben in der Folgezeit auf Grund fehlenden Investitionsdrucks aus. Die 1960er bis 1990er verändern das Stadtbild im Bereich des Wettbewerbsgrundstücks kaum nachhaltig, sodass der eher kleinstädtische Charakter erhalten bleibt.
Die erste größere neuere Baumaßnahme im Bereich des Wettbewerbsgrundstücks ist das direkt an den Karlsplatz angrenzende, im Jahr 2000 fertiggestellte Multiplex-Kino. Das Kino wurde an Stelle der oberirdischen Parkpalette errichtet und beherbergt zugleich die Musikakademie der Stadt Kassel. Der Zugang zum Kino erfolgt über den erhöhten Innenhof, der über eine zum Karlsplatz hin ausgerichtete Freitreppe erschlossen wird. 

AUFGABE

DOCUMENTA ARCHIV Mit dem documenta Archiv soll ein öffentliches Gebäude für Ausstellungen, Veranstaltungen und Forschung entstehen, das sich neben dem Sammeln und Archivieren vor allem auch das Zugänglich- und Öffentlich-Machen von unterschiedlichen "Material" der Kunstausstellung sowie der an der documenta beteiligten Künstler zur Aufgabe macht. Darüber hinaus soll das documenta Archiv Künstlern die Möglichkeit bieten, das Gebäude als einen Ort des kreativen Schaffens und Austausches mit anderen Künstlern unterschiedlicher Herkunft zu nutzen.
Die Kasseler documenta ist seit ihrem Bestehen die wohl größte und weltweit am meisten beachtete Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Die große Materialfülle, die im Umfeld dieses heute alle fünf Jahre stattfindenden Ausstellungsereignisses zusammenkommt, inspirierten den documenta-Gründer Arnold Bode 1961 auch zur Idee eines eigenen documenta Archivs in Kassel.
Den bedeutenden Sammlungskern des Archivs bilden seit 1961 die Akten und Materialien aus dem Umfeld der documenta-Organisation. Ergänzt werden diese originalen Arbeitsunterlagen durch eine systematische Zeitungsausschnittsammlung. Die ebenso archivierten Einladungskarten und Faltblätter zur Gegenwartskunst ermöglichen auch den Beleg sonst nur schwer recherchierbarer künstlerischer Ereignisse. Dem interessierten Laien wie dem Fachbesucher steht mit dieser umfassenden und einzigartigen Dokumentation zur Geschichte und zum Umfeld der documenta somit eine Fundgrube an aktuellen Informationen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts zur Verfügung.
Mit seinem Bestand an Büchern, Ausstellungskatalogen, Kunstzeitschriften und anderen Kleinschriften besitzt das Archiv darüberhinaus eine der umfangreichsten Spezialbibliotheken zur Gegenwartskunst in Deutschland. Neben dem großen Bereich der Künstlerliteratur stehen den Benutzern Sachabteilungen zu Gattungen, Motiven, Stilen, Institutionen, Sammlungen und ästhetischen Theorien der modernen Kunst zur Verfügung. Besonderer Wert wird bei den Neuanschaffungen auf Ausstellungskataloge und die schwer zugängliche, da außerhalb des Buchhandels vertriebene „graue Literatur“ gelegt. Darüber hinaus führt die Bibliothek einen großen Bestand an aktuellen Zeitschriften zur Gegenwartskunst des In- und Auslandes.
Das Medienarchiv bewahrt eine sehr große Zahl Dias und Ektachrome, vornehmlich von Werken und Aktionen der zurückliegenden documenta-Ausstellungen. Darunter befinden sich viele historische Farbaufnahmen und Aufnahmen von bestimmten Ausstellungssituationen und Portraits von Künstlern und Kuratoren. Ein Kleinod stellen die qualitativ hochwertigen Fotografien von Günther Becker zur documenta 1-3 dar. Besondere Vielfalt im Bereich der Schwarzweißfotografien findet sich zu den documenta- Ausstellungen 1, 7, 8, 10 und 11, aber auch zu allen anderen Ausstellungen gibt es ausreichend Bildmaterial. Durch die Integration von Nachlässen und Ankäufen werden die Foto- und Diabestände fortlaufend erweitert und komplettiert. Ausstellungs- und Aktionsdokumentationen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, Künstlerporträts sowie einige Kunstvideos aus den letzten 30 Jahren bilden die Schwerpunkte der kontinuierlich wachsenden Videothek.
Neben dem umfangreichen Archiv- und Bibliotheksbereich verfügt das documenta Archiv über den Nachlass von Arnold Bode, dem Gründer der documenta, sowie über das Harry Kramer Archiv.
Arnold Bode (1900-1977) realisiert 1955 die erste documenta, die als Überblickschau zur Kunst des 20. Jahrhunderts mit raumgreifenden, neuen Inszenierungsformen ein bahnbrechender Erfolg wurde. Noch dreimal bis zur 4. documenta war er für die Ausstellung verantwortlich. Bode hat mit diesem "Museum der 100 Tage" eine der markantesten kulturellen Einrichtungen ins Leben gerufen, die bis heute kontinuierlich fortgeführt wird. Nach zahlreichen Auszeichnungen für außergewöhnliche Verdienste um die Gegenwartskunst erhielt der Architekt, Maler, Designer und Ausstellungsmacher Bode das große Verdienstkreuz. Der Schwerpunkt des Arnold Bode-Nachlasses, der Fotos, Kataloge, schriftliche Aufzeichnungen, Konzeptpapiere, Tagebücher, Urkunden und Auszeichnungen umfasst, liegt auf den sechziger sowie vor allem auf den siebziger Jahren.
Harry Kramer (1925-1997) ist in Kassel vor allem durch seine Initiative zur Künstlernekropole am Blauen See im Habichtswald bekannt. Schon in den 50er, später in den 60er Jahren avancierte er zum vielbeachteten Künstler – etwa mit einem mechanischen Theater (1952) und vor allem mit seinen sogenannten automobilen Skulpturen, mit denen Harry Kramer u.a. auch mehrere experimentelle Filme drehte. Mit seinen bewegten Objekten wurde Harry Kramer zu einem Protagonisten der kinetischen Kunst. Diese bildete 1964 auf der documenta 3 eine Attraktion in der Abteilung "Licht und Bewegung". Auch als Professor und Lehrer an der Hochschule für bildende Künste in Kassel (heute Kunsthochschule Kassel) erwarb Harry Kramer große Anerkennung, so entstanden in den 1970er und '80er Jahren zusammen mit seinen StudentInnen aufsehenerregende Gemeinschaftsarbeiten, –aktionen und Performances. Der umfangreiche Nachlass weist persönliche Gegenstände, Originalkunstwerke und Archivalien zu seinem künstlerischen Schaffen, aber auch seiner Lehrtätigkeit auf. 

PROGRAMM

VOLUMEN Die Größe des neu zu planenden Gebäudes ist dem Entwerfer überlassen. Der neue Baukörper soll sich aber mit der Umgebung und dem Bestand auseinandersetzen und eine Aufwertung des Ortes bewirken. Ausdehnung und Höhe des Gebäudes oberhalb und unterhalb des Geländeniveaus sind im Rahmen des Entwurfs zu definieren.

NUTZUNGEN Die Verteilung der unterschiedlichen Nutzungen ist konzeptabhängig, wie auch deren räumliche Bezüge, Ausdifferenzierung und Größenverhältnisse innerhalb des Gebäudes. Sie soll dem Standort in der Stadt entsprechen und dem Leben in der Stadt und innerhalb des Gebäudes eine Vielfalt von Möglichkeiten bieten.

AUSSENRAUM Das zu entwerfende documenta Archiv soll über einen angemessenen Vorbereich zugänglich sein, der ansprechende Aufenthaltsqualitäten bietet. Wie eine öffentliche Durchwegung im Bereich des Baufeldes ermöglicht wird, ist im Entwurf zu klären.

FOYER Ein großes Foyer soll alle öffentlichen Bereiche miteinander verbinden. Im Foyer ist ein Informationstresen vorzusehen, an dem der Besucher sich über alle Veranstaltungen sowie Forschungsprogramme des documenta Archivs informieren kann. Das Foyer soll darüber hinaus zum informellen Verweilen einladen. Differenzierte räumliche Qualitäten sind dabei erwünscht. Garderoben und Sanitärbereiche sind dem Foyer zugeordnet.

CAFÉ / BAR Das Gebäude soll ein Café, Bistro oder eine kleine, separate Bar besitzen, die sowohl im Zusammenhang mit Veranstaltungen, als auch unabhängig davon genutzt werden können. Von früh morgens bis spät in die Nacht soll das Gebäude einen öffentlichen Charakter haben und allen interessierten Menschen zumindest in diesen Bereichen offen stehen. Außenbezüge sind erwünscht.

AUSSTELLUNG D ieser B ereich ist w echselnden Ausstellungen, die im weitesten Sinne im Themenbezug zur documenta stehen, vorbehalten und sollte öffentlich, d.h. unabhängig vom Forschungsbetrieb, zugänglich sein. Der Bezug zur Außenwelt, zu Tageslicht und Ausblicken ist konzeptabhängig zu definieren. Lagerräume für Tische und Stühle sowie Ausstellungswände sollten vorhanden sein.

BIBLIOTHEK UND LESESAAL Ein zentraler Ort des Gebäudes sind die Bibliothek und der angrenzende Lesesaal. In der Bibliothek sind Monografien, Kataloge sowie Zeitschriften frei zugänglich. Der Lesesaal sollte die Einrichtung von einzelnen Leseplätzen sowie von Gruppenarbeitsplätzen ermöglichen. Tagesbelichtung und Außenbezüge sind konzeptabhängig zu definieren.

MEDIENARCHIV Im Medienarchiv werden Videos, DVD, Dias, Ektachrome, s/w Fotos sowie Künstlerportraits gelagert und bei Bedarf zugänglich gemacht. Eine räumliche Zuordnung zu Bibliothek und Lesesaal ist sinnvoll, Tageslicht ist nicht erforderlich.

AKTEN- UND PRESSEARCHIV Das Akten- und Pressearchiv umfasst Akten, Zeitungsausschnitte und Einladungskarten die im Zusammenhang mit der documenta stehen. Hinsichtlich der Belichtung und der räumlichen Zuordnung gelten die selben Anforderungen wie für das Medienarchiv.

NACHLASS ARNOLD BODE Im documenta Archiv sollen Räumlichkeiten für den Nachlass, bestehend aus Gemälden, Zeichnungen und Grafiken, Fotos, Entwürfen, Tagebüchern, Korrespondenz, Teilen seiner Bibliothek etc. geplant werden. Es kann sich hierbei um einen Raum, aber auch um eine Raumfolge handeln. Die Räumlichkeiten sollen öffentlich zugänglich sein.

HARRY KRAMER ARCHIV Es sind Räumlichkeiten für das Archiv, bestehend aus Plastiken, Fotos, persönlichen Objekten, Büchern, Katalogen, Zeitschriften, Plakaten sowie Filmen vorzusehen.

VERANSTALTUNGSRAUM Das Gebäude soll für Vorträge, Vorführungen, Lesungen etc. über einen mittelgroßen Veranstaltungsraum verfügen, dessen Nutzung unabhängig vom Forschungsbetrieb möglich sein soll.

ARTISTS IN RESIDENCE Im documenta Archiv soll die Möglichkeit gegeben sein, Künstlern einen Ort für die Ausübung ihrer kreativen Tätigkeit zu bieten, der zugleich auch ein Ort für den lebendigen Austausch mit anderen Künstlern aus unterschiedlichen Fachbereichen sein soll. Dafür sind entsprechende Wohnateliers vorzusehen. Die Möglichkeit einer separaten Erschließung dieses Bereichs ist zu berücksichtigen.

BÜROS Für die Mitarbeiter des Archivs sind Büro- und Besprechungsräume, sowie Sozialräume in angemessener Anzahl vorzusehen. Der Bürobereich soll einen offenen, kommunikativen Charakter erhalten. Eine sinnvolle, funktionale Zuordnung zum Archivbereich ist zu berücksichtigen.

NEBENRÄUME Es sind Nebenräume wie Sanitärbereiche, Teeküchen, Lager-, Abstellräume etc. in ausreichender Anzahl vorzusehen. 

LEISTUNGEN

Auslobungsunterlagen zum Download unter www.studentenwettbewerb.xella.com

  • Auslobungsbroschüre
  • Schwarzplan
  • Übersichtsplan
  • vektorisierter Lageplan
  • Luftbilder
  • Fotodokumentation
  • Pläne zur Stadtentwicklung
  • Vorlage Verfassererklärung

Alle digitalen Daten dürfen nur im Zusammenhang mit dem Xella Studentenwettbewerb verwendet werden.

ABGABELEISTUNG
Darzustellen auf zwei gedruckten Plänen DIN A0 Querformat

  • Lageplan mit Umgebung 1:1000
  • Alle für das Konzept notwendigen Grundrisse, Ansichten und Schnitte (mindestens EG, Regelgeschoss, DG) 1:200
  • Innenraumperspektive
  • Außenraumperspektive mit Umgebung und Aussagen zu Materialität / Atmosphäre der Fassaden.
  • Zusätzlich zur BA-Arbeit: Modell 1:200

Abgabepläne digital als PDF auf CD, max. Dateigröße 20 MB pro Plan. Lageplan und Perspektiven als einzelne Dateien im JPGFormat blattfüllend auf DIN A1 Format mit 300 dpi Auflösung. Erläuterungstext max. eine Seite DIN A4 mit Schriftgröße 10. Der Erläuterungsbericht soll kurz und knapp Aussagen zum städtebaulichen Konzept, den Raumstrukturen und den Freiräumen liefern.

Abgabe Pro Hochschule darf nur ein Lehrstuhl bzw. eine Kooperation mehrerer Lehrstühle teilnehmen. Die Anzahl der Arbeiten, die pro Hochschule eingereicht werden können, ist auf fünf beschränkt. Die Arbeiten sind bis zum 14. März 2014 mit der Aufschrift "Xella-Studentenwettbewerb 2013/14" an folgende Adresse zu schicken:

Universität Kassel
Fachbereich 06
z. Hd. Frau Vesterling
Gottschalkstraße 28a
34127 Kassel

Unter diesem Kontakt werden keine Fragen zum Wettbewerb beantwortet. Es zählt der Poststempel des Abgabedatums. Die Wettbewerbsbeiträge (Zeichnungen und Pläne) sind in einer geschlossenen Versandrolle gesammelt durch die teilnehmenden Lehrstühle einzureichen. Sie gehen in das Eigentum des Auslobers über; Kosten werden nicht erstattet. Für die Darstellung ist einheitlich das Blattformat DIN A0 im Querformat zu verwenden. Es sind maximal zwei DIN A0 Blätter zugelassen.

Alle Teile der Arbeit müssen in der rechten oberen Ecke eine vom Entwurfsverfasser selbst gewählte sechsstellige Kennzahl von 1 cm Höhe und 4 cm Länge aufweisen. Um die Anonymität zu wahren, sind sie neutral in Rollen abzugeben, die dem DIN A0 Format der Pläne entsprechen. Die Rollen müssen ebenfalls die Kennziffern und das Bundesland der darin enthaltenenen Entwürfe tragen. Aus Gründen der Anonymität muss als Absender ebenfalls der Empfänger genannt werden. Als Kennzahlen scheiden die Ziffernfolge 123456 und umgekehrt, oder eine Folge gleicher Ziffern wie etwa 111111 oder 202020 aus. Auch andere populäre Zahlenkombinationen sollten möglichst vermieden werden.

Die Pläne und Unterlagen der am Studentenwettbewerb teilnehmenden Arbeiten müssen zusätzlich auch auf CD abgegeben werden. Um die Beiträge den Verfassern problemlos zuordnen zu können, müssen bei den Dateibezeichnungen die folgenden Namenskonventionen unbedingt eingehalten werden: Der erste Teil des Dateinamens ist die sechsstellige Kennzahl, danach folgen der Plantitel und die Dateiformat-Bezeichnung (Beispiel: 296195_Documenta_Archiv_Kassel_plan_01.pdf).

RÜCKFRAGEN
Rückfragen sind bis zum 07.11.2013 ausschließlich an folgende e-mail-Adresse zu richten: studentenwettbewerb@xella.com Die Rückfragen werden beim Rückfragenkolloquim beantwortet. Eine Zusammenstellung der Fragen mit Antworten wird nach dem Kolloquim auf www.studentenwettbewerb.xella.com veröffentlicht.

VERFASSERERKLÄRUNG
Der Name, die genaue Anschrift der Verfasser mit Telefonnummer und E-Mail-Adresse sowie die sechsstellige Kennziffer müssen in einem geschlossenen Umschlag den Plänen beigefügt werden. Ferner sollen die Hochschule, der Fachbereich und die zuständigen Betreuer genannt werden. Dieser Umschlag ist außen nur mit der Kennziffer zu versehen. Um die Anonymität der eingereichten Wettbewerbsarbeiten zu wahren, dürfen die Abgabeblätter und der Erläuterungsbericht außer der Kennziffer keine weiteren Hinweise auf den Verfasser enthalten. Eine Vorlage für die Verfassererklärung steht auf www.studentenwettbewerb. xella.com bereit.

 

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Käppel-Klieber, Bacherlor-Abschlußarbeit, betreut im Wintersemester 2013/2014


 

 
Suche
Hinweise zum Einsatz der Google Suche