alt·stadt·jung kita
Abseits der Zentren liegt Siegen in den Wäldern eines reizvollen Berglandes.
Zärtliche, schroffe Bauten, verwachsen zu Gemeinden, Alt Siegen oben, andere Teile im Tal - und über die
Berge:
ein  Gemengsel von Dörfern, Hauptstraßen, Bauernhöfen, Wohnblöcken,  Verwaltungen, Leerständen, 18-Geschoßern, Vorhangfassaden,  Einkaufszentren, Stadtautobahn samt Knoten, Fabriken. Ausgedehnte Werke -  gleich Maschinengehäusen - treiben mächtig Masse. Eigensinniges Siegen:  Großes bildet hier nicht Zentrales sondern gesellt sich gleich zu den  sieben Bergen, zur Hüttentalstraße; die gibt den by-pass...
Wie hat  Siegen sich zu dem gemacht? Wissen, Glauben, Können, Maloche - vor allem  die erfolgreiche - alles durchdringende Schwerindustrie. Wird sie  schrumpfen? Was wird mit Arbeit? Was wird aus den Groß-Strukturen, wie  stellt sich Siegen einem gnadenlosen Wettbewerb? Höchstwahrscheinlich  wird es sich anpassen und prosperieren: Know-how ist da, Finanzstärke,  unbändige Arbeitskraft, Management, Konzentrationsfähigkeit,  Lokal-Patriotismus, der Glaube, der Wille.
Noch immer erkennbar, auf einem der Einfamilienhaus-Berge, das historische Siegen mit kleinstädtischer Prägung:
gedrungene  Bauten, Fachwerke, steile Dächer, Schiefer. Die Topografie dramatisiert  das historische Stadtbild, macht noch pittoresker; allein man spürt  mildes Alter, wenn man durch die Straßen und Gassen steil auf- und  absteigt. Durchblicke überall belohnen mit Sichten auf bewaldete Kuppen,  viel, sehr viel Grün - und: Oberes und Unteres Schloss, die  Nikolaikirche. Bei Sonnenschein blitzt: Fürst Johann Moritz von  Nassau-Siegen's eitles Krönchen, 1658.
Das Neue und das Alte
Die  historische Stadt belebt das kollektive und das individuelle  Gedächtnis, zeigt Epochen, suggeriert Zukunft. Stadt nicht museal  sondern erhaltend und erneuernd. Die projektierte Siegener Regenhalle  wäre ein gelungenes Beispiel. Modern mit hohem Freizeitwert, mitten in  der Altstadt. Nicht Kommerz, sondern einladender Gestus des städtischen  Raums - großer freier heller Innenraum, platz-gleichen Charakters. Hier  kann man sich komfortabel aufhalten, auch bei dunkler Kälte/Unwetter  vitalen Stadtraum erleben, Gaststätten, Bars und ein
kleines Hotel generieren Bewegung.
Glücklich  die Gemeinde, die ihr bauliches Vermächtnis mit Kompetenz und  Kunstwollen kultiviert, Kleines mit Geschick wachsender Größe anpasst,  Schönes behält, Verlebtes erneuert, Unfug entfernt, Neues gleich mit  Augenmaß baut: - hier: mit der Altstadt korrespondierend, das Urbane  mehrend. Belebend für die Bürger, sehenswert für Fremde - außen wie  innen mit modernen Standards und offen für zukünftige Programme -  robust, widerstandsfähig, schön, spröde, langlebig. Bauhistorie  etabliert sich durch Auslese Wandel und Milieu
Wirtschaftlicher Druck, wissenschaftliche Erkenntnisse, medizinischer Fortschritt, Mobilität, höhere Einkommen und Arbeitslosigkeit, steigende Ansprüche und größere Freizeitvolumen provozieren enorme Beschleunigungen im gesellschaftlichen Wandel, die Folge: eine sich rapide abflachende Bevölkerungspyramide, schrumpfende Anzahl nativer Bewohner, kleinere Familienstrukturen, Männlein- oder Weiblein-Singles, Alleinerziehende, Hetero- und Homo/Lesben-Lebensgemeinschaften/Ehen, Migration, Emigration, Multikultur und sehr deutlich: steigender Anteil von pensionierten Mit-Bürgern und hoch betagten Alten.
Siegen braucht für eine vielversprechende Zukunft eine ausgeglichene Bevölkerungspyramide, sprich: eine gesunde Mischung aus Alt und Jung . Siegen weiß um seine Nischenlage, abseits der Metropolen, sieht sich im Schatten des Ruhr-Gebiets im Norden und Rhein/Main im Süden. Industrielle Alleinstellungsmerkmale, gesunde Produktionen und prosperierender Handel allein machen nicht mehr Stadt: die klammheimliche Abwanderung aller (gerade der Jungen) in die Groß-Städte des Landes dezimieren gnadenlos Kleineres.
Wie kann man solchen Trends entgegenwirken?
Die Siegener waren immer schlau, voraus, erahnen Trends.
1972  wurden sie Universitätsstadt, heute mit wachsenden Studentenzahlen,  sich ausbreitenden Fakultäten. Gerade verteilen sie ihre Departments  über den Stadtraum, so in die Altstadt, die Vororte. Nicht schlecht  gebrüllt, kleiner Löwe - doch immer noch nicht gut genug. Die Stadt und  ihre Dienstleister, vor allem ihre Industrien und Unternehmen sehen  ihren tüchtigen Standort gefordert, Siegen insgesamt und gerade für  Jüngere Bevölkerungsanteile noch deutlicher attraktiv zu machen. Man  plant weitere Anstrengung, Investitionen. Die wunderschöne Landschaft  ist eine angestammte Mitgift für Freizeit, körperlichen Ausgleich und  Sport, leicht zu bewerben als lebenswerter Raum. Es ist die Stadt  selbst, ihre Stadt-Bilder, ihre öffentlichen Räume, ihre Kultur, ihr  Freizeitwert, ihre Gesundheit und Hygiene und - deren  Rekonvaleszenzfaktoren, deren Nachhaltigkeit gesteigert werden will.  Darüber hinaus: neue Foren der Kultur, der Events, der Begegnung.
Die Siegener wollen nicht „Freiburgisieren“, zu studentisch zu alternativ, zu grün werden, sondern programmatisch pragmatisch ihren Wohlstand erhalten und neuen zwischen Alt -und Jung auf Alt und Jung verteilen.
Die großen städtischen Maßnahmen gehen Hand in Hand mit Details, z.B. im Micro von Wohnmodellen, etwa solchen, die Jugend, Aufsteigerinnen und Karriere anziehen - vor allem zum Kommen und Leben überzeugen. Siegen verfügt über außergewöhnlich gute Infrastrukturen, selbst in der Altstadt. An Komfort gibt es wenig Mangel, hier läßt's sich städtisch sein: viele Dienstleister, Haushalts-, Kleider-Mode-Geschäfte, (zuwenig Kneipen) Lebensmittelläden, Kioske etc., Infrastrukturen, Schulen, Kindergärten, Ärzte, Krankenhäuser, Kirchen (zuwenig Museen) und so weiter; ein dichtes Strassennetz trotz Enge der kurzen steilen Wege…
Eines der diskutierten Micro-Projekte ist der Neubau einer Kindertagesstätte, die vorhandene im Altstadtbereich ist räumlich zu klein, erlaubt keine Inklusion. Das neue Gebäude soll sich in den Schlossgarten integrieren, und zwar als dreidimensionales Groß-Spielzeug.
Es wird daran gedacht, alle Funktionen auf einem (Schloss-) Garten-Geschoss unterzubringen. Ein darüber liegendes Mezzanin könnte Gruppenräume und gruppenbezogene Räume zur Differenzierung aufnehmen. Das (flache!) Dach sei zusätzlicher Spielraum. Eventuell gibt es von hier Brücken in die Topografie des Schlossgartens….
voila - that’s the project: alt·stadt·jung kita
| Aussenräume (Vorfahrt, allg. Freiflächen, Fahrräder, Kinderwagen, Parkplätze, Personal) | ca. m1500m² | 
| 5 Aussenräume EG pro Gruppe | ca. 1500m² | 
| Dachgarten | ca. groß! | 
| Kita Raumprogramm, Vorschlag | |
| 4-5 Gruppenräume mit Gruppennebenräumen und sanitären Einrichtungen, Abstellt. | ca. 450 m² | 
| dazu: | |
| ein gruppenbezogener Raum zur Differenzierung | ca. 25m² | 
| ein allgemeiner Raum zur Differenzierung | ca. 25m² | 
| ein Raum zur Differenzierung in integrativen Gruppen | ca. 25m² | 
| 2 Mehrzweckraum + Geräte (zusammenschaltbar mit Bühne) | ca. 150m² | 
| Küche und Vorräte | ca. 20m² | 
| Leiterin | ca. 15m² | 
| Personal | ca. 20 m² | 
| WC und Du Personal | ca. 10 m² | 
| Putzmittel | ca. 5m² | 
| Wirtschaftsraum | ca. 10 m² | 
| Summe | ca. 760m² | 
| ca. 20%-25% der Nettogrundrissfläche für Eingangsbereiche Flure Garderoben | ca. 200m² | 
   
   Leistungen A+B+C = Notengrundlage
   
   A) Editierte Sammlung von Skizzen, Analysen, Konzepten, Freihand-Perspektiven, Text, etc.
   
 B) Darstellung 2d (Position 1 - 7 Notengrundlage)
 Position 0
 Lageplan Altstadt mit Projekt
1 : 10.000
 Position 1
Schwarzplan Altstadt mit Projekt
1 : 1000
 Position 2
Lageplan mit Anbindung an Strassen- und Wegsysteme
Parken, Fahrradwege; Freiflächenplanung, Dachaufsicht
und Aufsichten umgebender Bebauungen
1: 500
 Position 3
2 Stadt-/Gelände-/Gebäudeschnitte 90º zueinander
(als Ansichten bzw. Silhouetten von Neubau & Gelände
und angrenzenden Gebäuden
1: 500
Position 4
alle Grundrisse im Ausschnitten Lageplan (Position 1)
1: 500
Position 5
Grundriss Erdgeschoss
1: 200
 Position 6
Querschnitt mit Gelände und Stadtsilhouette
1: 200
Position 7
Ansicht mit Gelände und Stadtsilhouette
1: 200
   
C)
Massenmodel 0,35m/0,35m auf Sockel
Umgebung, Topografie, Bäume, Grünflächen, Gebäude
   0,35m/0,35m/1,0m weiß 1 :500
 
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Stöckmann, Bacherlor-Abschlußarbeit, herausgegeben im Wintersemester 2014/2015
